Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden dero gnädiges schreiben vom 12ten dis 0003empfangen, weil ich daraus ewer Durchlaucht guetten wohlstandt 0004vernommen, der allmechtige wolle ewer Durchlaucht bestendigst darbey 0005erhalten. Wegen der portugeser ist guet, das die sach 0006so weit aiustirt ist, weils nit anderst hatt sein 0007können. Auf dise weis werden die musici noch woll 0008zeit haben, die opera zue lernen, wan die reis noch bis 0009in julio aufgeschoben wirt. Überschikh hierbey widerumb 0010ein guetten deil vom 3ten act. Izt wirt balt 0011der rest folgen, aber lang, förcht ich, werts sein, sonst, 0012mein ich, werts gahr schön sein. Wegen der braunschweicher 0013vnd brandenburgischen hendel haben ihr Mayestät schon geschikt 0014vnd gedan, was sie können, gott geb den verlangten 0015effect, dan dises wehre woll gahr ein üble sach, 0016der güttige gott wirts verhindern zue seiner 0017ehre. Ewer Durchlaucht werden aus meinem lezten schreiben, bei welchem 0018ich der Königin in Spanien das ihrige bey geschloßen, gnädigst 0019ersehen haben, was sie wegen des gelt schreiben. Ihr


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0020Mayestät mein Kaiser vnd ich werden wider eifrigst schreiben, 0021damit sie mögen die 100 000 gulden in Portugal übermachen, 0022welches sie hoffentlich woll duen werden. Ich schike auch 0023ewer Durchlaucht hirbey vom Minati die dedicatori vohret vnd 0024waß vohran der opera soll gedrukt werden. Er hatt mich 0025gefragt, an wen er die dedicatori machen soll, so hab 0026ich glaubt, weil hir bey der Königin, meines brudren vnd 0027der Cuhrfürstin hochzeiten er selbige sachen ihnen dedicirt, 0028auch er in disen es also halten könte, so hatt ers 0029an den König vnd mein schwester gemacht. Ist auch dar- 0030bey, wie man die opera könte in zwey dag abdeilen, 0031wan solte zue lang fallen auf einen dag, vnd dunkt 0032mich die inuention gahr guett zu sein. Ewer Durchlaucht 0033werden aus des Minati schreiben mit mehrern sein 0034intention vnd explication in einem vnd andern 0035sehen. Wan im ewer Durchlaucht die ehr duen werden antworten zue 0036laßen, wollen sie im nuhr schreiben al conte Nicolo Minati, 0037dan er nit gern hatt, wan man ihm ein poet 0038nent. Auch hab ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst nit bergen wollen,


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0039das der König in Portugal ihr Mayestät mein Kaiser 0040noch nie dise heirat notificirt hatt. Steht also 0041dahin, ob ewer Durchlaucht nit etwan dem Botschaffter es 0042dextere wolten beybringen laßen, wie ewer Durchlaucht auch 0043schon der Hoffkanzler wirt geschriben haben. Mihr ist 0044woll auch beygefallen, ob nit guet wehre, das mein 0045schwester, wan die sponsalien werden vohrbey sein, 0046durch ein schreiben vnserer Königin in Schpanien 0047daruon parte gebe vnd dardurch ein corespondens 0048mit ihr anfienge, welches ich weis, das der Königin 0049in Spanien gahr angenehm sein wurde. Dan sie hat0050mihr schon etlig mahl geschriben, das sie ein freüdt 0051habe, das mein schwester zu die heirat kommen, dan 0052sie hoff, sie werd alzeit mit ihr gahr gutte cores- 0053pondens haben. Sie zeigt große affection vohr sie, wie 0054ewer Durchlaucht eben aus ihrem lezten schreiben, so ich ewer Durchlaucht 0055vnterdehnigst überschikt, werden ersehen haben. Bitt ewer Durchlaucht 0056vnterdehnigst vmb vergebung, das ich so vermeßen


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0057bin, alles dis zue schreiben, ewer Durchlaucht güete erkünt 0058mich, weil ich glaub, das es zue ewer Durchlaucht dienst 0059gereicht. Due mich hirmit in dero gnade vnterdehnigst 0060befehlen vnd werde sterben 0061ewer Durchlaucht 0062vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0063EMT 0064Wien den 20ten apprill 1687