Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.06.17
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr dero bede gnädige schreiben 0003vom 8ten dis, deren eins mit solchen gnädigen wuntsch an- 0004gefült zu ihr Mayestät, meins Keisers, geburzdag, das ich 0005nit wort finden kan, daruohr mein vnterdehnigste danksagung 0006abzulegen. Ewer Durchlaucht aber werden mihr die gröste 0007gnad duen, mich dero befehl zue würdigen, 0008den ich allezeit mit höchsten freüden möglist 0009nachleben werde. Erfreüt mich auch von 0010herzen, das sich ewer Durchlaucht in guttem wolstand 0011befinden, gott gebe weiter sein genad. Wegen 0012bruder Carl wüntsche ich ihm von herzen, das diser 0013reis möge glükigen effect haben. Er mues aber 0014sehn, das ers so macht, das der Curfürst
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0015nit disgustirt wirt. Gottgeb, das dem Deütsch 0016Meister das bad mag woll bekommen. Der 0017doht fall Cuhr Collens ist izt woll gahr fuori 0018di tempo, gott aber wirt vohrsehung duen. Die 0019wahl ist vohr sich selber null, der coadiutoria, weils 0020der Papst nit confirmirt hatt, aber vohr ineligi- 0021bil ihn zue declariren, wirt schwehr sein zue Rohm 0022auszuewürkhen. Pater Waßenhoffen aber, der iezt hier 0023ist, meindt, man werde woll vortkomen können, 0024aufs wehnigst den Cardinal zue verhindern. Ob 0025man aber mit Prinz Clement oder ein meiner 0026brüder wirt vortkomen können, wirt die zeit leren, vnd 0027mues man sich in disen nit so vill opinatriren, 0028das man nit entlich vnd auf den lesten dag den Cardinal 0029zue verhindren auch ein andren, wehr dan mehr kund 0030an sich ziehen, nuhr ein cissur zue machen, solte 0031drein bringen. Gott aber wirt alles recht schiken. Zue 0032München stehn die sachen schlecht, wie der Cauniz 0033refferirt, die franzoßen suechen den Cuhrfürst auf alle weiß zu beeinflussen0034vnd verschprechen vill. Die heirat mit Florenz 0035ist geschloßen. In der cöllnischen sach hatt sich der 0036Cuhrfürst declarirt, er wolle vnsren haus zue Münster
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0037vnd Hildesheim helfen, Cöllen vnd Lüttig aber verlang 0038er vohr sein bruedren. Der Bischoff von Preslaw 0039wirt schon wekh sein. Den Freitag, der zue Ham- 0040burg ist, auf Münster zue schiken, meinen alle sey 0041nit rahtsamb, weil er dort nit beliebt 0042wie sein brueder. Aber man wirt ehistens 0043ein guetts subiectium suchen hin zu schiken. 0044Wegen Starenberg freüt mich vnausschprechlich, 0045das ewer Durchlaucht vnd er content sein, gott wirt 0046auch hoffentlich geben, das ewer Durchlaucht hirauf 0047reis durch der franzosen vnruh nitt verhin- 0048dert werde. Due mich zue dero vaterlichen gnade 0049vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0050ewer Durchlaucht 0051vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0052EMT 0053Wien den 17ten junij 1688