Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.06.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr vatter 0002Ich hab mit vnterdehnigstem respect dero gnädiges schreiben vom 000312ten dis empfangen vnd daraus mit höchsten 0004freüden dero gutten wohlstandt vernommen, 0005gott erhalte vns nuhr ewer Durchlaucht darbey bestendig, 0006so ist als andre leicht zue erdragen. Aus Portugal 0007hab ich schreiben, das sie gahr woll auf, vnd hat mihr den 0008ris geschikt von dem kleinod, das ihr aus Schpanien 0009geschikt worden. Ich zweifel nit, sie wirt es 0010ewer Durchlaucht auch geschikt haben. Der Herzoch von Lottring 0011ist heündt beßer, gestern vnd vohrgestern ist vns 0012allen gahr angst gewesen, dan er vohr ein 8 dagen 0013nit allein wider recitiu worden, sondern gahr ists 0014ein continuirlichs fieber mit stehtem brechen, 0015das ehr kein cordial, es sey waßer oder puluer,
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0016weder giftlwäßerl, das man ihm alles geben, 0017behalten können, sondern gleich alles gebrochen. 0018Heündt aber hatt das fieber schier ganz nach- 0019gelaßen vnd befindt sich nit so gahr schwach, 0020das starke brechen auch so vill, das er die 0021supen behalt, aber von medicin derf man niks 0022geben auser von hirschkirn ein sulzen, die bleibt. 0023Wie es so schlimb worden, hatt man vmb 0024die Königin geschriben, welche, wie ich glaub, in 0025wehnig dagen hier wirt sein, so wirt er ein beßer 0026wartung haben, dan einmahl die nonnen können 0027nit mit den kranken leüten vmbgehen. Es geht 0028freilig bey seinen abweßenheit mit dern operation 0029langsamb, man duet aber, was man kan. Was 0030Cauniz zue München ausgericht, werden ewer Durchlaucht 0031schon vernommen haben, vnd das der florentinisch 0032heirat geschloßen ist. Vmb dis lezter bin ich 0033heimlich froh, dan ich mich geforchten, sie werd vons 0034bruedern humor haben, zwar hab ich niks dergleicben 0035gehört, was man darüber denkt. Wegen Collen vermein ich, ihr Mayestät 0036werden den Cauniz über München auf Collen 0037schiken. Der Gödens oder Freitag, der zue Hambug ist, hett
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0038schon befehl auf Münster zue gehn, wie ewer Durchlaucht 0039vernommen haben. Ich glaub aber, man wirt noch 0040einen schiken, filleicht den Lamberg, das auf Lüttich 0041vnt Hildesheim acht geben. Der Cuhrfürst in Beyern 0042will Lüttich bey Cöllen haben. In der haubtsach 0043desperirt der Cauniz nit, aber ich merk 0044clar den handel, das er gern mit seinem 0045weib wider bestendig droben wehr, dan er hatt 0046schon gesacht, wan er wider hinauf geh, so 0047müeße ehr sein familia mit nemmen. 0048Gott weis die herzen, aber es duet eins vill 0049vrteil machen. Der Marsillio hatt nuhr comission 0050immediate an Papst, vnd vermeint der Hoff- 0051kanzler, er werd mehr als der Pio ausrichten, 0052er wirt balt wider hier sein. Mit disem due 0053mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werden sterben 0054ewer Durchlaucht 0055vnterdehnigste trewgehorsamste dochter0056EMT 0057Wien den 20ten junij 1688