Ausfertigungeigenhändig

Dankt für die Glückwünsche des Kaiserpaars zur Eheschließung seines Sohns Karl Philipp, die in Berlin wider Erwarten und in großer Geheimhaltung zustande gekommen ist, nicht zuletzt dank der Unterstützung der kaiserlichen Seite und des Barons von Freytag. – Ist erfreut zu hören, dass der Obersthofmeister der Kaiserin, Graf Karl von Waldstein, diverse polnische Magnaten kennt, und dass dieser ihm sagen kann, wer dort dem Haus Radziwill verbunden ist. Freut sich auch, dass Kaiser Leopold I. bereit ist, für den Zugriff Karl Philipps und seiner Gemahlin auf deren ererbte Besitzungen zu intervenieren. – Der Kurfürst von Brandenburg zeigt sich wohl nur wegen Polen und Frankreich erzürnt über die Eheschließung. – Wünscht das Beste für den Kampf gegen die Osmanen vor Belgrad und für die Genesung des Herzogs von Lothringen.

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Weil mihr morgen über nacht aus gehen auf 0003ein iagen vnd ich villeicht kein zeit zum 0004schreiben haben werde, als hab ich hiermit 0005meine vnterdehnigste schuldichkeit ablegen wollen, verhoffent, 0006das ewer Durchlaucht sich in bestem wohlstand befinden 0007werden. Wegen Lüttich hetten ihr Mayestät gern Cuhrbeyern 0008weiter zuegeschprochen, das sies auf den Deütsch 0009Meister möchten helfen bringen, haben aber gefunden, 0010das die zeit schon zue curz vnd kein courir 0011mehr a tempo kommen könte. Es wirt aber 0012der Karch selbsten hoffentlich es erkennen, 0013dan der Ekh schreibt ihr Mayestät, das auf 0014Prinz Clement ganz kein inclination sey, also


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0015wirt der Karch sich auch vermuetlich nit weiter 0016opiniatriren, sondern zue meinem bruder helfen, 0017auf welches in solchem vall der Ekh schon in- 0018formirt ist. Ich förcht allein, weil ihrer so vill sind, 0019werd es mit der postulation schwer her gehen, 0020gott wirt alles zumb besten schiken. Mihr 0021erwarten hier mit verlangen, wie die wall 0022zue Münster wirt abgeloffen sein, gott geb 0023sein gnad, was zumb besten ist. Ewer Durchlaucht werden 0024schon vom Freitag vernommen haben, wie die 0025sachen zue Berlin stehn, vnd förcht ich, die dame 0026hab alle bedrogen vnd allezeit Polen resoluirt 0027gehabt. Wies der Cuhrfürst in diser sach meint, 0028weis ich nit recht auszuenemmen, dan eines 0029deils hatt er zeigt, es nit gern zwe sehen, 0030in dem er die zwehn franzosen aus dem 0031landt geschikt hatt, andren deils zeigt er dem 0032Princen alle ciuilitet hatt , welches er zwar nit 0033woll wehniger duen kan, dan sie ist entlich frey 0034zue nemmen, wen sie will. Er hatt aber gesacht,


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0035er hoffe es noch mit den eh pacten zue verhindern, 0036die zeit wirts lehren. Wegen Parma hab ich dem 0037Hoffkanzler comission geben, sich zue erkundigen 0038vmb sein elter vnd alles, hatt mihr aber 0039bis dahto noch kein antwort gebracht, 0040also werde es ewer Durchlaucht mit nechstem alles 0041berichten. Mit dem Herzoch gehts gottlob alleweil 0042beßer, er hofft balt wekh zue können. Er ist 0043vohr ein pahr dagen bey vns gewesen, ist woll 0044starkh mager worden, mueß bekenen, hett ichs 0045nit gewust, ich hett ihn nit gekent, ist doch 0046beßer als wan er so gebläht ist. Mit disem 0047due ich mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen 0048vnd werde sterben 0049ewer Durchlaucht 0050vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0051EMT 0052Wien den 4ten august 1688