Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.02.10
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster her vatter 0002Ich hab mit vnterdehnigstem respect dero bede gnädige schreiben 0003vom 4ten dis empfangen. Freüet mich zwar zue ersehen, 0004das sich mit dem cattarr etwas gebeßert, aber 0005bin in stehten sorgen, das das schreiben ewer Durchlaucht nit 0006etwan möge schaden, bitt nochmahlen vnterdehnigst, ewer Durchlaucht 0007wollen sich doch conseruiren. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten 0008dankh, das sie sich so woll wegen meiner kinder 0009glüklich überstandnen vnpeßlichkeit als auch der eroberung 0010von Siget mit mihr erfrewen wollen. Sie seint gottlob 0011aller wohl vnd werden könftigen sontag widerumb 0012völlich freygeschprochen werden. Die türken haben entlich 0013audienz gehabt, vnd ist heündt die erste conferenz
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0014mit ihnen gehalten worden, haben aber noch niks proponirt, 0015sondren werdens in der negsten duen, welche übermorgen 0016vermuetlich sein wirt, gott geb sein gnad darzue, 0017was zue seiner ehr ist. Den Starenberg betreffent, 0018so weis ich ie nit, wehr ihm suechet aufzuehalten, sondren 0019vermein, es wirt iezt die sach balt ausgemacht 0020werden, so dan werde nit vnterlaßen, ihr Mayestät seine 0021person bestens zue reccomendiren. Wegen bruder Carl werden 0022ewer Durchlaucht schon vernommen haben, das ihr Mayestät schon resoluirt haben. 0023Das bruder Johann Wilhelm zue Düßeldorf ankommen, freüdt mich, er 0024wirt ohne allen zweifel ewer Durchlaucht gnädigen erinnerungen 0025nachkommen vnd das land vnd festungen bestmöglist 0026conseruiren, wie wohl ich von mein vettern Pfilip Liebden, 0027welcher wegen seiner pension, welche man ihm rukstendig ist, 0028sich hier befindt, vernommen habe, das die guarnisonen 0029als zimlich schlecht aus mangel der mitel sein 0030werden, weil die franzosen iezt die contributionen, 0031so sie auf 3 termin accordirt, auf ein mahl 0032haben wollen, gott woll sein gnad verleyen. Es ist
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0033mihr herzlich leidt, das die franzosen bey Heidelberg so 0034übel haußen, gott aber wirt es wider ersezen durch 0035sein barmherzichkeit, der gibt vnd nimbt zue vnsren 0036besten, der wirt auch verhindern, das sie ihre böße 0037intention, Heidelberg zue schprengen vnd verbrennen, 0038hoffentlich nit werden werkhstellich machen. 0039Die Erzherzogin ist zue Leibsich ankommen, der weg 0040wirt jezt aber gahr übel sein, so werden sie langsamb 0041kommen. Wegen des Deütschmeister, so wollen ewer Durchlaucht 0042gnädigst glauben, das gewißlich niemand, der ihme dis 0043misgönnete, sondren ihr Mayestät es gern dehten, wan 0044nit so erheblige vhrsachen wehren, wie ich ewer Durchlaucht deils 0045schon geschriben. Der feder aber last sich nicht alles 0046trawen, vnd hoffe ich, bey ewer Durchlaucht anherokonft 0047werden sie es selbsten erkennen, wan ich ihnen müntlich 0048werd referiren können. In deßen kan man das werkh 0049in suspenso halten, so werden ihr Mayestät zue seiner 0050zeit, wan sie werden können, gewislig gern darzu helfen.
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0051Wegen ewer Durchlaucht hoffstatt wollen ihr Mayestät niks vohrschreiben, 0052weils aber ewer Durchlaucht so gnädig befehlen, will mich verners 0053befleißen zue erfahren, was herin fals möchte 0054angenehm sein, vnd sodan ewer Durchlaucht vnterdehnigst berichten, 0055in dero gnade ich mich vnterdehnigst befehle, die ich sterben 0056werde 0057ewer Durchlaucht 0058vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0059EMT 0060Wien den 10ten februarij 1689