Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ob wollen ich mit großen freüden aus ewer Durchlaucht gnädigem 0003schreiben vom 8ten dis ersehen, das sich mit dero 0004cattarr widrumb beßern duet, so bleib ich doch 0005noch immer in sorgen, weil er noch nit völlich 0006vergangen, das eigenhendige schreiben werde ewer 0007Durchlaucht widerumb newe vngelegenheit veruhrsachen, 0008destwegen ich mich dan nachmahlen aus kintligster 0009lieb vntersteh, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bitten, sich 0010doch mit selbigen nit zue bemüehen, sondern mihr 0011nuhr durch andre hant dero gnädigen befehl zu würdigen. 0012Mihr ist iah genuech, wan ich weis, das ewer Durchlaucht woll


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0013auf seindt vnd mich in dero gnade erhalten. Es ist 0014mihr wohl herzlich leidt, das die franzosen so 0015übel haußen, gott aber ist gerecht, der wirt 0016ewer Durchlaucht diß alles wider ersezen, dan er die seinen 0017nit verlaßet vnd das vnrechte strafet. 0018Wegen meines bruder Carls gemahlin werden ihre 0019Mayestät gegen die zeit schon befehlen, das die wohnung 0020vohr sie zuegericht wirt sein. Ich wüntsche 0021von herzen, das ihr möge die angefangne 0022cuhr wohl zue schlagen vnd der erwünschte 0023effect balt darauf erfolgen. Wegen des 0024Schassignet negotiation, so hatt er sich in niks 0025eingelaßen, sondren nuhr angehört zue refferiren, 0026annebens bestendig protestirt, das er weder 0027plenipotens, weder comission zu negotiren hab. 0028Was hier ihn der conferenz ihr Mayestät vermeint, 0029werden ewer Durchlaucht heünt oder doch mit nechstem 0030empfangen. Wegen Trient, wan mihrs ewer Durchlaucht 0031gnädig befehlen, will ichs ihr Mayestät vohrdragen. Ich weis


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0032mich aber zue erinneren, das ewer Durchlaucht selbsten 0033einmahl bedenken gedragen, es vohr einen meiner 0034brüeder zue verlangen, weilen das bistumb immer 0035mit ihr Mayestät als Grauen von Tirol in strittichkeiten 0036seindt. Also hab ich nochmahlen ewer Durchlaucht solches 0037vnterdehnigst erinnern wollen, zue dem, das der Papst, 0038wie er ist, schwerlich dispensiren wirt. Erwart ewer 0039Durchlaucht gnädigen befehl. Die Erzherzogin wirt gestern sein 0040auf Prag kommen, befindt sich beßer, gott lob. 0041Ich will ewer Durchlaucht auch nit lenger mit mein 0042schreiben vngelegenheit machen, due mich in dero gnade 0043vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigste trewgehorsamste 0046dochter 0047EMT 0048Wien den 13ten februarij 1689 0049Ich bekom ein brif von der Königin in 0050Polen, das sie mihr ihren sohn Carl recomendirt 0051auf Trient. Ich glaub zwar, das eben aus 0052der obgedachten vhrsach niks draus wirt, doch wehr mein vnterdehnigste vnd vn- 0053masgeblige meinung, weil dis bistumb von schlechter importanz 0054vnd der Herzoch von Lottring in der costnizen sach so eifrich 0055vohr mein brudern her geschriben vnd gleich erinnert, es wehre beßer, die 0056guete corespondenz zwischen vnsern heüsern zue erhalten, sich nit mit ihm in competenz 0057zu sezen, doch erwarte ewer Durchlaucht gnädigen befehl.