Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1689.05.19
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Bitt nachmahlen vmb gnädige vergebung, das das lezte 0003mahl so durcheinander geschriben, wahr in solcher 0004eil, das ich fast nit gewust, was ich geschriben. Bedanke 0005mich vnterdehnigst vohr dero gnädigen wuntsch zue mein heruohr- 0006gang, so mihr ewer Durchlaucht in dero gnädigem schreiben vom 6ten duen 0007wollen, werde mich befleisen, alle dise gnaden abzue- 0008dienen. Was ich aber nit werde prestiren können, wirt 0009an meinem verlangen nit ermangelen. Wegen 0010Portugal erwarte mit verlangen die post, bin aber 0011in sorgen, das so woll dise als die schpanische 0012nit mehr richtig kommen werden, weilen sie aus 0013Niderlandt besorgen, das die franzosen sie nit durch laßen 0014werden, weil sie auch iezt Schpanien solemniter den 0015krieg declarirt haben. Von dißem wirt wegen des Bischoff Liebden
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0016verenderung des standt dependiren, was sie von dort schreiben 0017werden. Ihr Mayestät incliniren auf solchen vall meinen bruder 0018Friz zue accomodiren, gott geb, was zue seiner ehr ist. 0019Es wirt sich auch woll hier die schpanische heirat, vals, 0020wie ich hoffe, die wahl auf mein schwester solt fallen, tractiren 0021laßen. Ewer Durchlaucht werden auch in disem vom Starenberg 0022alles mit mehren vernommen haben. Wegen der polnischen 0023sach vnd des Monschowiz werde ich ewer Durchlaucht 0024gnädigen befehl verners, deroselben vom 10ten dis gnädigem schreiben gemeß, erwarten. Das mein herr bruder Carl 0025wirt ins velt gehen, wirt zue seiner grösten glori gereichen, 0026dan man ihm sonst hette mögen übel nachreden. Von 0027Rohm werden ewer Durchlaucht schon wißen, das der Lauardin 0028wekh ist. Ich mein, der König will mit der ganzen 0029welt krieg anfangen, gott wirt schiken, was zum besten 0030sein wirt. Diser Papst ist gahr from, wan ers mit 0031ihm anfangt, wirt er vill von gott erbetten. Hier 0032ist die beys zimlich schlecht ein dag etlich 0033abgangen wegen des üblen wetters, wahr recht 0034kalt, hatt auch gefrohren, das großen schaden hatt 0035gedan. Heündt ist ein wehnig beßer, so werden 0036nach der vesper ausgehen. Weil sonst niks
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0037absonderligs, das meritir ewer Durchlaucht zue berichten, 0038also due ich mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst 0039befehlen vnd werde sterben 0040ewer Durchlaucht 0041vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0042EMT 0043Laxenburg den 19ten maij 1689 0044Die post ist kommen, aber 0045die schpanischen brief nit, die franzosen werdens 0046haben aufgehalten, haben also auch aus Portugal 0047niks bekommen.