Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1678.03.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Drey dero wertesten schreiben habe ich mit hochstem 0003trost empfangen, deren 2 durch die post vndt eins durch 0004den Krenski, dero befehl ich fleisich werde nachkommen 0005vndt ihn ihr Mayestät recomendiren. Was ewer Durchlaucht in dero 0006beyde andere schreiben vom 24 vndt 26 des vohrigen 0007monats vermelden wegen dero vohrhabende reis auf 0008Neüburg, werden selbige schon aus meinem vohrigen 0009schreiben von hier wie auch aus deme, so noch 0010von Neüstatt aus geschrieben, vernommen haben, 0011das nit allein ihr Mayestät, meinem gnädigen Kaiser, 0012nit zuewider, das ewer Durchlaucht diese reis vohrtsezen, 0013sondern sie mihr auch hoffnung gemacht, nachgens 0014balt das glükh vndt trost zue haben, selbige hier 0015persönlich zue bedienen, welches mihr wohl die gröste 0016freüdt von der welt ist vndt ich mit höchstem 0017verlangen der zeit erwarte, das ihr Mayestät 0018selbsten solliches ewer Durchlaucht werden schreiben laßen 0019vndt ich den trost möge haben, dero gegenwart zue 0020genießen. Was aber iezt meinen bruedern angeht,
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0021so haben ihr Mayestät zwahr gesacht, ewer Durchlaucht könten hierin duen, 0022was ihnen beliebich, aber ich kan ewer Durchlaucht gehorsamst nit verhalten, 0023das ich an seiner höchstverlangter glükhsehlichkeit alleweil 0024mehrere hoffnung schöpfe vndt mehr als iemahlen iezt 0025verhoffe, gahr balt ewer Durchlaucht in dieser materi mit 0026einer guetter zeitung zue erfrewen. Vndt also 0027mein gehorsamste meinung wehre, welches mich auch 0028bedunkt, ihr Mayestät nit zuewider zue sein, ohne gehorsamste mas- 0029gebung, wan weil ewer Durchlaucht noch kein völlige gwisheit 0030wiewohl starke vndt auf ihr Mayestät gnade mich steifenst fast 0031sichere hoffnung haben können, wie wohl ich von ihr Mayestät kein gewisheit, also vermeine, das ins 0032felt zue gehn vohr dismahl auf keine weis vohr 0033ihn diene. Wollen ihn ewer Durchlaucht aber in dero druntigen 0034landen so lang hinderlaßen, bis die resolution, 0035welches doch hoffentlich nit lang mehr anstehn wirt, 0036von ihr Mayestät völlich erfolge, das, vermeine ich, könne 0037nit schaden, dan er mit wehnich leüten auf der 0038post gahr balt heroben kan sein, vndt indeßen, 0039wie ewer Durchlaucht selbsten amb besten gnädigst wißen werden, 0040meine lanzleüt wohl iemant bey sich vonöten haben, 0041den sie förchten. Doch steht alles bey ewer Durchlaucht gnädigstem 0042belieben, aber inz felt meinet ich wohl gahr 0043nit, das vohr dismahl dienlich seye. Bitte mihr
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0044meine küenheit nit in vngnaden aufzuenemmen, dan 0045alles gewis aus trewkintligem herzen her rüeret, 0046als die ich auch in der aschen verharren werde zu sein 0047ewer Durchlaucht 0048ganz ergebenste trewgehorsamste 0049dochter 0050EMT 0051Wien den 13 merz 16780052Bitt gehorsamst vmb vergebung, 0053das mit vohriger post meine 0054schuldichkeit nit habe abgelegt. Ihr Mayestät haben denselben 0055dag eingenommen, befinden sich iezt aber gahr wohl 0056darauf. Hätte dannoch suechen, ewer Durchlaucht wegen dero herauf 0057reis zue berichten, wan nit schon solliches in meinem 0058vohrigen schreiben geschehn währe vndt ich dieses leztere 0059wegen meines bruedern damahlen noch nit empfangen. 0060Wegen Cuhr Cöllen werden ewer Durchlaucht auch heüt durch den 0061Schellerer vernemmen, das ihr Mayestät die sachen gnädigst bewillicht. 0062Wan möglich zeit habe, so will auch diese post 0063noch wegen meines bruedern an ihr Liebden schreiben vndt 0064ewer Durchlaucht bey schließen, woh aber nit, so wirt es 0065gewis auf künftigen pfinstag erfolgen, dan es heüt 0066schon zimlich schpaht vndt ich noch audienzen habe. 0067Schike hirbey noch das schreiben an den Cuhrfürsten, wan es nit recht 0068bitt nuhr zu schaffen, will es anderst nach dero befehl machen.
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0069Postscriptum Ewer Durchlaucht berichte hiermit vnterdehnig in 0070höchster geheim, das alles, was in meinem 0071heutigen schreiben melde, mit ihr Mayestät vohrwißen 0072vndt befehl geschen vndt sie mihr ausdrük 0073ausdruklich befohlen, was wegen meines 0074bruedern geschrieben vndt gesacht, ich solle ihnen 0075ein mehrere hoffnung machen als bis hero vndt schreiben, 0076das sie balt mit einer beßeren zeitung 0077erfrewen welte, dan sie es nit lang mehr anstehn laßen wolten. Der Hoher vndt Pater Emerik 0078geben mihr auch hoffnung, das in gahr kurzem 0079die resolution erfolgen werde, vndt zwar 0080hatt mihr Pater Emerik ausdruklich die hoffnung 0081gemacht, das noch vohr dem august die 0082hochzeit möchte vohr sich gehn, bitt deswegen ich 0083dan ewer Durchlaucht widerahten, mein bruedern 0084nit ins felt zue schiken. Vndt ich gesteh mein 0085schuldt, hab auch ihr Mayestät gesacht, das mihrs nit 0086lieb wehre, aus forcht, das ihr Mayestät hierdurch
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0087gelegenheit zue einiger verlengerung 0088in dero resolution möchten nemmen, 0089welches allezeit gefährlich, vndt ie balder, 0090ie beßer. Das er aber entlich darunten 0091bleibe so lang, das hatt so vill nit 0092aufsich, dan er balt kan hieroben 0093sein, dah es sich nit reimen würde, 0094das, wan die armée in der besten opera- 0095tion, er daruon solte. Bitte auf 0096dieses Postscriptum nit zue antworten, auf 0097kein weis. Befehl mich nochmahlen vnterdehnig.