Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1680.09.21
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleuchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich verloße mich auf ewer Durchlaucht große guette, das sie 0003mihr gnädig vergeben werden, das ich die vohrige 2 posten 0004meine schuldichkeit nit hab abgelecht vndt auf 4 0005dero gnädige schreiben vom 28 vndt lesten augst, 7 vndt 13 septembris noch nit beantwort. Vnser reis 0006ist schuldig daran geweßen, will iezt schon alles 0007fleisiger herein bringen. Was ewer Durchlaucht mihr gnädig 0008anbefohlen wegen des priorats in Schpanien, daruon 0009werden ewer Durchlaucht schon von ihr Mayestät selbsten dero inten- 0010tion vernommen haben wie auch noch weitlaufiger 0011vom Schellerer . Es steht izt zue erwarten, was der 0012Marches de Grana dorten wirt ausrichten können, 0013ich förchte wohl, es werde hart her gehn, in- 0014sonderheit wan der König nit vollige macht hatt 0015es zu vergeben, wirt er sich nit leicht inpegni- 0016ren, wan er nit gewis, es zue h erhalten, welches 0017ihm auch nit zue verübelen. Vnsere Königin 0018wirt gern alles duen, was möglich, aber es steht 0019nit allezeit in ihrer macht. In deßen haben ihr Mayestät
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0020wohl vermeindt, ewer Durchlaucht sollen sich nit übereilen, 0021meinen bruedern hinein zue schiken dan bis man sicht, 0022ob es ein sach, die sich möchte practiciren 0023laßen, dan es ihme gahr nit vortelhafftig, auch vohr 0024der welt so wohl als in der ecconomia, ihne 0025auf ein kurze zeit hinein zue schiken vndt darnach 0026das kreüz widerumb wekh zue legen. Ich bitte 0027vnterdehnigst, ewer Durchlaucht wollen mihr nit in vngenaden 0028nemmen, das ich so frey schreibe, geschiht gewis 0029aus treü kintligster deuotion. Der almechtig verleye, 0030das mitt der auschpurgerischen coadiutori gelükhlich 0031möge abgehn. Ich gesteh mein schuldt, das ich mich förcht 0032vohr des Papst sein schcrupel. Was müeßen mihr 0033anfangen, wan die wahl geschen wehr vndt er 0034es nit confirmiren wolt, es wehre ein bößer 0035status. Ich will es nit hoffen, vndt vernünftig 0036kan er es nit duen, aber wie ich ihn höre beschrie- 0037ben, so wolt ich nit guett daruohr sein, gott 0038geb sein gnadt. Wegen des von Freiber hab mit ihr Mayestät 0039gerett vndt wollen sie sehn, das durch ein dero minis- 0040tri, der mit ihme bekant, ihme disfals zuegeschrieben 0041werden. Das vnser altes Bischoffel ewer Durchlaucht zue sich gebetten, 0042seindt sie wegen des schreibens bey ihr Mayestät gahr
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0043wohl entschuldiget. Der arme zeigt als fleisig sein 0044affection. Es erfrewet mich auch von herzen, das ewer Durchlaucht 0045wohl widerumb zue Grüenaw ankommen seindt, 0046vndt hoffe, die hirsch feist werde wohl abgangen sein 0047vndt ewer Durchlaucht auch izt einen guetten schpaß haben. 0048Hier herumb gibt es gahr kein gelegenheit zu der 0049bürst. Ihr Mayestät seindt vohr 2 dagen draus gwesen 0050vndt sich angestelt, dan fahren kan man gahr nit 0051wegen der dike, haben aber niks bekommen. Künftigen 0052erchtag werden sie wider hinaus, aber förcht, sie werden 0053eben so wehnig richten. Ewer Durchlaucht werden ohne zweifel 0054vom Schellerer vernommen haben, was vohr guette 0055intensiones der Herzog von Lottringen vohr meinen 0056dritten herr bruder hatt wegen eines regiments. Er hatt 0057selber zum Schellerer geschikt, ihme an handt 0058geben, vndt ist gahr eifrig in diser sach. Ich 0059kann ewer Durchlaucht nit genuechsam beschriben, wie große 0060affection er so wohl als die liebe Königin gegen 0061mich, ewer Durchlaucht vndt alle die meinige bezeigen, 0062vndt mitt was vohr lieb sie von ewer Durchlaucht reden 0063vndt verlangen zeigen, es ihnen zue bezeigen. Es 0064freüete mich recht, wan mein brueder die 0065erste waffen vnter ihm füeren wurde, dan er ihn
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0066gewis als wie seinen eigenen sohn wurde halten. 0067Man hatt vill gesacht von ihm, eh er her ist komen, 0068das er den Hoffkanzler verfolgen werde, ist aber 0069ganz niks daran vndt ist er gahr vertreülich gegen 0070ihn. Ich wolte nuhr, das der guette Hoher sich auch 0071ein wehnig beßer gegen ihn heraus ließe, dan 0072schlimme leütt haben veruhrsacht, das er nit so vertreülich 0073mitt ihm ist. Hoffe aber, es werde schon werden, 0074dan der Herzog es gewis erlich mit ihm meindt 0075vndt gewis gegen ewer Durchlaucht absonderlich affectionirt ist, 0076vndt wirt diese guette inteligens ewer Durchlaucht vndt 0077ihme an diesem hoff alles facilitiren vndt 0078gahr sehr nuzlich sein. Vnsere reis ist gottlob 0079wohl abgangen vndt gahr lustich gwesen. Weill aber 0080diser mein brief schon gahr lang, so will ewer 0081Durchlaucht weiters kein vngelegenheit mit schreiben machen, 0082vndt hab alles ihr Durchlaucht fraw mutter bericht. Pater Marcus 0083ist wohl ein lieber man, hatt einmahl gepredigt, 0084gewis mit großem frucht. Gestern haben mihr sein 0085segen empfangen, ich kan ewer Durchlaucht nit sagen, wie er 0086einen bewecht, ist wohl ein großer diener gottes. 0087Er wirt amb könftigen donnerstag hie aufbrechen 0088vndt gradt auf Neuburg . Befehl mich hiemit vnterdehnigst vndt 0089sterbe 0090ewer Durchlaucht 0091ganzergebenste trewgehorsamste 0092dochter 0093EMT 0094Lins den 21 septembris 16800095Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr den honfer wein, ist wohl ankommen. Ihr Mayestät werden ihn 0096morgen kosten, wirt ihm hoffentlich gahr wohl bekommen.