Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1682.01.03

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht beyde gnädigste schreiben vom 19ten vndt 26 passato hab mit 0003schuldichstem respect empfangen. Sage ewer Durchlaucht vnterthenigsten dankh 0004vohr die gnädigen anwüntschungen zue diesen heiligen veiertagen 0005vndt newen iahr. Wan ich nuhr etwas nuz wehre, 0006ewer Durchlaucht meinem verlangen nach zue bedienen, wehre 0007dis mein gröste glüksehlichkeit. Ich bin aber von 0008herzen bedrüebt, das euer Durchlaucht sich meinetwegen mit 0009schreiben bemüet vnd sich incomedirt vom stein 0010befunden haben, hoffe zue gott, es werde iezundt follich 0011beßer seyn. Bitte aber vnterdehnigst, mihr die gnade zue duen 0012vndt nit schr zue schreiben, wan ewer Durchlaucht auch die 0013geringste vngelegenheit empfinden, dan ich im widrigen 0014beförchten mues, ich sey in vngnaden. Sage ewer Durchlaucht 0015auch vnterdehnigsten dankh vohr die gnädige intentention, so sie 0016vber mein Josephl gedragen. Es seindt bey diesem 0017lantag allerhandt bedenken geweßen, wahrumb ihr Mayestät 0018dise kronung nit vohrgenommen haben, als das üble 0019wetter, das dem kindt die reis dorthin vndt der daßige 0020scharfe vndt vngesunde luft schaden möchte, wie auch weil 0021die rebellen noch nit ganz sich vereinicht, so mochtens in im


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0022hernach einmahl disputiren, vndt deren vhrsachen 0023mehr. Auch haben ihnen ihr Mayestät verschprochen, wan es 0024die coniunctiren erleiden, in einem iahr widrum 0025einen lantag zu halten, so haben sie es dort- 0026hin verschoben. Gottlob, das der lantag ein mahl 0027geschloßen, iezt, hoff ich, werden die rebellen auch 0028balt heruber kommen. Ich befindt mich woll, 0029gottlob, mues aber im übrigen erwarten, was 0030gott mit mihr machen will. Das das wundertetige bild0031die augen so gnädig verwendt, ist mihr ein große 0032trost, sie ist halt die muetter der barmherzigkeit0033vndt verlest niemant, der zue ihr komt. 0034Wegen der Castel will anmahnen, ihr Mayestät sagen, 0035das sie ihn auf alle weis wollen coltiuiren. 0036Auf die Pfasten bin woll auch herb, will gern 0037hezen, ihr Mayestät werden ohne zweifel ihm zueschprechen. 0038Vohr vnser Bischoffel ist mihr woll leidt. Wegen 0039Strattman will ihr Mayestät fleisig recomendiren. Der 0040Doctor Hiele hatt schon ein mahl gesacht, er wolt 0041ewer Durchlaucht schreiben wegen der Erzherzogin, will ihm ein


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0042rechtschaffen fils geben, das es nit gedahn hatt. Befihl 0043mich hiemit vnterdehnigst vndt werde sterben 0044ewer Durchlaucht 0045ganz ergegebenste trewgehorsamste 0046dochter 0047EMT 0048Wien den 3 jiener 1682 0049Schikh ewer Durchlaucht hiebey die antwort von der Königin. Sie 0050verschpricht mihr, sie will ihr best duen. Sie wirt an 0051ihr woll niks manglen laßen, das weis ich woll, 0052aber man gibt nit vill vmb sie.