Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 18ten dis hab mit schuldigstem 0003respect empfangen. Kan ewer Durchlaucht nit genuechsammen 0004dankh erstatten vohr die alzuegnädigsten anwüntschungen, so 0005sie mihr zu dem dag des Sankt Leopoldi duen wollen, 0006vnd zue dem gestrigen gelükhsehligen dag wüntsche ewer 0007Durchlaucht mit aller vnterdehnigkeit alles erdenklige wollergehn, in 0008gesundtheit vill vnzahlbahre iahren zue genießen, 0009vnd das ich darbey einige gelegenheit haben möge, ewer Durchlaucht 0010meinemer zue dero dragenden kintlichhöchster lieb vnd verlangen 0011gemeß einige diensten zue erweisen. Sage ewer Durchlaucht auch 0012vnterdehnigsten schuldigsten dankh vohr dero genedige vohrsorch vohr 0013vns alle, die sie wegen des Doctor Hueber sehligen doht dragen, vnd auch 0014mein herr bruder sein doctor schon offeriren duett. Es wurde, förchte 0015ich, aber der Erzherzogin gahr hart vallen, dan der Doctor Melhem 0016ist zwar ein trefliger man, aber halt caluinisch, 0017welchem ich nit rahten wolte, das sie sich ganz 0018vertrawen solte. Den Doctor Herst ken ich nicht, aber 0019er kent ihr natur ganz nit, vnd wan mein 0020bruder Ludwig einiste von dorten müeste, so müeste er


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0021eben mit im vnd also mein bruder vnd die Erzherzogin 0022allein sich dem Melem vertrawen, warzu ich wegen 0023der religion in ewichkeit nit rahten kan. Wie 0024es mit dem preßlawischen weßen geht, werden ewer Durchlaucht 0025schon alles nach vnd nach durch den Schellerer ver- 0026nommen haben. Die leutt seint halt wie die 0027menschen. Der arme Massimi kombt zue kurz darbey. Ihr Mayestät duen indeßen, waß sie können. 0028Wegen des Capprara hab mit ihr Mayestät gerett, 0029sie haben ihm im septembris so woll gelt als vern- 0030re instruction hinein geschikt, aber zwar noch keine 0031nachricht, das es er es empfangen habe. Ihr Mayestät duen 0032alles was möglich ist, es ist ein weiter weg vnd 0033gibt aller orten vill zue duen. Izt erwarten ir Mayestät der 0034antwort, das er dises bekommen habe. Das der liebe 0035Deütschmeister so content, freütt mich, es ist ihm schon 0036bey vohriger post von ihr Mayestät angedeüt worden. 0037Ewer Durchlaucht werden auch von ihr Mayestät vernemmen 0038dero intention wegen desen, so ewer Durchlaucht allezeit vohr 0039nötich gehalten, gott geb sein genad darzue, 0040das möge zue einem guetten effect kommen 0041vnd man dasienige dardurch erhalten, was so hoch


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0042vonnöten. Ich due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade 0043befehlen vnd werde sterben 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigst gehorsamste dochter 0046EMT 0047Wien den 25ten novembris 1682