Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht seindt gahrzuegnedich vohr mich, das sie 0003mihr so vill gnädige glükwüntschungen duen wollen zue dem 0004dag der heiligen Madlena. Wan ich nuhr etwas nuz wehr, das 0005ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst meinen verlangen gemeß dienen 0006könte, dises were mein gröste glükhsehlichkeit. 0007Sage auch ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr dero alzue 0008große güette vnd gnade, das sie den Grav Fuker 0009haben wollen herunter schiken, welcher ewer Durchlaucht berichten 0010wirt können, das gottlob alle wohl, außer 0011die Erzherzogin hatt vohrgestern ein fieber 0012bekommen, welches gestren ausgesezt, aber heünt 0013widerumb kommen. Zeicht also, als wolt es ein 0014terzana werden, ist aber nit starkh. Von meinem 0015bruder Carl hab ich heündt durch einen curier 0016schreiben bekommen, das es sich mit bruder Ludwich gottlob 0017merklich beßert. Der Herzoch von Lottring hatt sie


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0018beyde aus Wien genommen, wehles sie zwar gahr 0019vngern gedahn, abers gahr woll daran geschen 0020ist, dan der eine hette kranker drinnen 0021niks nuzen können vnd wäre also ohne glori in 0022großer gefahr geweßen, der andere wehr ebenso 0023wehnich dienlich gewesen, in demes der effect 0024zeiget, weil Wien izt gahr geschpert. Wan etwas 0025gehling mit Portugal wehr aus kommen, 0026hetten mihr ihn nimmer herraus bekommen 0027können. Er hatt aber per forza hinein wollen 0028vnd sich gahr abstehlen wollen, das der Herzoch 0029hatt müeßen ihm wacht vohr die dür sezen, 0030sonst hett er ihn nit erhalten können. Er 0031schreibt mihr vnd ist ganz vngeduldich 0032über den Herzoch, das er in nit hinein geloßen, 0033auch zue denen scharmüzlen, welche zwischen 0034den brüken vnd in der Leopolt Statt geweßen,


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0035nit laßen wollen, wohbey er aber wehnig glori 0036vnd große gefahr hett hohlen können. Also 0037vermeinet ich ohne vnterdehnigste maßgebung, wenn ewer Durchlaucht 0038ihnen beyden zueschreibeten, das sie fein dem 0039Herzoch sollen gehorsamb sein, dan er sie 0040in occassionen, woh sie einige glori 0041werden können erwerben, nit schpahren wirt, 0042wie er es dan schon mit meinem bruder Ludwig 0043vohr Neüheüsel gezeiget hatt, aber das sie 0044sich so precipitiren solen, wirt er ihnen nit 0045gestatten. Sie werden gloire genuech haben, 0046wan sie ihm gehorsamb sein. Der Wachten- 0047dunkh hatt große eil mit bruder Franz seiner 0048reis, hatt alles auf könftigen montag 0049anstellen wollen, vnd ich hett nie niks 0050daruon gewust, wan es mihr nit gestren 0051der Fuker vnd heündt der Schellerer gesagt.


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0052Es ist ihm halt nitt gelegen, lenger hie zue sein, 0053wie er dan auch gesacht, wan mein bruder 0054nit am montag wekh wolt, so geh er 0055allein. Ich vermein aber nit, das mein bruder noch 0056vereisen soll, bis der Cardinal her kommt, welcher 0057in wehnig dagen kommen wirt, vnd das 0058man die expedition nacher Rohm wegen der 0059confirmation mit ihme aiustire und mein bruder 0060bey ihme die proffesssionam fidei ablege. Er 0061hatt wollen hin schiken vnd mit ihm aiustiren, 0062das wehr ohne vohrwißen ihr Mayestät, meiner 0063vnd des ganzen hoffs geschen, wan es der Scheller 0064nit verhindert hette, vnd förcht, es wehr nit 0065woll aufgenommen worden, weil bisdato 0066ihr Mayestät alle sachen selbsten aiustirt vnd 0067durch dero canzlei expediren laßen. Also 0068bitt ich auch, ewer Durchlaucht wollen sich wegen seiner 0069hoffstatt auf des Wachtendonkh einrahten nit impegniren,


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0070dan ich vermein, man soll ihr Mayestät darin sorgen 0071laßen, wie es der Fuker dan schon hier einrichten 0072wirt können. Im vbrigen steht dahin, wan der Wachten- 0073donkh auf keine weis lenger bleiben wolte, wie 0074ich besorge, ob ewer Durchlaucht etwan den Fuker so lang 0075die bedienung meines brudern aufdragen wollen, 0076wo es doch iezt balt kan aiustirt werden. Beyren 0077duet eifrich helfen, wie dan heüt schon ein compagnia 0078zu pferd hiedurch marchirt, vnd sollen in wehnig 0079dagen zue Scharding zuesammen kommen, woh 0080der Kuhrfürst selbsten wirt hin kommen, vndt etlige 0081meinen, das ehr gahr auf ein pahr dag herunter 0082kommen möchte. Gott geb, das allerseits balt 0083sucurs kommen möge, dan die türken die statt 0084mit großer furi angreifen vnd nuhnmehr 0085alle corespondens geschpert, das man niks 0086heraus vernemmen kan, gott woll ihnen bey- 0087stehn. Wegen Portugal müeßen halt erwarten, was 0088weiters einkommen wirt. Iezt ist eben der Wachten-


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0089dunkh bey mihr geweßen vnd hat gemeld, das er 0090einmahl nit lenger bleiben könt wegen sein 0091ordens sachen, vnd er hette auch schon erlaubnus0092von ewer Durchlaucht, das er derfe wekh reisen, also0093hab ihm niks wißen zue repliciren, ihn aber0094animirt, wan in der portugesischen sach meines0095bruders reis möchte vohrsich gehn, er mit ihm gehn soll, 0096welches er zue duen gesacht, wohfern es 0097sein orden erlauben wurde. In der pfälzischen0098wie auch beyerschen sach wegen der coadiutori 0099werd ewer Durchlaucht alles mit nechstem 0100berichten. Due mich in dero gnade vnterdehnigst 0101empfehlen. Weilen diser curir vast mit der 0102post ankommen wirt, als hoff ich, wan etwan 0103morgen die zeit nit erleiden wurde zue 0104schreiben, ewer Durchlaucht mihr solchs nit in vngnaden 0105nemmen werden, wie ich sterben werd 0106ewer Durchlaucht 0107Paßaw den 23 julij 1683 0108vnterdehnigste gehorsamste dochter 0109EMT