Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Mitt großen freüden hab ich aus dero gnädigen schreiben vom 000322ten vnd 28ten passato ersehen, das sie sich in guttem 0004wohlstand erfinden, gott wolle sie verners erhalten. 0005Es ist mihr woll leid, das ich so vngeschikt geweßen 0006vnd in den überschriften gefählt, der brif ist 0007aber nit an die Königin in Polen, sondern an die 0008Königin in Schpanien geweßen vnd also ewer Durchlaucht der 0009ihrige in Schpanien gangen. Es ist aber zu allem 0010glükh niks absonderliges darinen geweßen, als das ich 0011ewer Durchlaucht vnsere anherokunft bericht hab, dan ich 0012selbiges mahl dero gnädige schreiben noch nit ausgepakt 0013hab gehabt, selbige beantworten zue können, welches 0014ich nachgehns mit dem curir gedahn. Ich hab woll 0015alleweil verhofft, noch auf Regenspurg zue kommen, 0016ewer Durchlaucht dort zue bedienen, jezt förcht aber, wirt 0017es so geschwint noch nit geschen, dan ihr Mayestät noch nit


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0018darzu gericht vnd auch noch nit vollich stabilirt, ob sie 0019so lang hier bleiben oder wider auf Lins gehn wollen. 0020Ich glaub aber, mihr werden noch ein weil hier 0021bleiben. Die beyerischen völker seint schon gestren heünt abmarschirt, 0022vohrgestren haben ihr Mayestät die fanteria vnd heüt gestern die caualeria 0023gesehen. Seint feine leüt, gott geb, das der übrige sucurs 0024balt volgen möge. Von Wien noch von der armée 0025haben schon etlige dag niks, wie dan auch ich von meinen 0026brüedern. Ich hab das wein vnd bier, so ewer Durchlaucht geschikt, 0027auf Crembs geschikt, so schreibt der Schlüßelambt- 0028man von dorten, das meine brüeder dorten seindt 0029vnd bruder Ludwig zimlich wohl auf wider ist. Sie schreiben 0030aber niks, so weis ich nit, werden sie dort verblei- 0031ben oder nit, so weis ihnen nit zue schreiben. Ich bilt 0032mihr aber ein, der Herzoch werde sie mit fleis 0033haben dort hin geschikt, damit bruder Ludwig sich dorten beßer 0034curiren vnd ausrasten könne, dan dorten seint 0035sie sicher, vnd wan vnser armée wurd gehn 0036Wien zue entsezen, so müeßen sie doch dort über


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0037die Donaw gehn vnd also meine brüeder zue ihnen 0038kommen. Der Herzoch zeigt große sorchfalt vohr 0039sie, hatt sie aus Wien genommen, eh noch 0040vnsere schreiben ankommen, aber weil sie nit gewolt, 0041hat er ihr Mayestät befehl eingewent, wie ewer Durchlaucht aus bey- 0042ligendem seinem schreiben gnädig ersehen werden. Den brif 0043von ewer Durchlaucht an bruder Carl hab ich nit empfangen, 0044ewer Durchlaucht werden ihn gewis vergeßen haben mit 0045einzuschlißen. Der Schellerer wirt morgen auf Braune 0046zum Cardinal, die sachen wegen der confirmation 0047zue aiustiren. Im übrigen, was wegen der 600 0048man, so ihr Mayestät ewer Durchlaucht überlaßen, hier negotirt 0049wirt, werden ewer Durchlaucht ohne zweifl vom Fuker 0050vernommen haben. Was will man machen, es seint 0051halt baiern. Der Cuhrfürst wehr schon capace 0052zue machen, aber die andren seint halt einwehnig 0053ihrer nation, das ist grob. Ich will ewer Durchlaucht mit


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0054meinem schreiben auch nit lenger vngelegenheit 0055machen, due mich in der gnade vnterdehnigst befehlen, 0056die ich sterben werde 0057ewer Durchlaucht 0058vnterdehnigst gehgehorsamste dochter 0059EMT 0060Paßaw den 1 august 1683