Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Passau am 1683.08.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Aus dero gnädigem schreiben vom 30ten passato hab ich mit großen 0003freüden vernommen, das sich ewer Durchlaucht in guttem wohlstand 0004befinden. Ist mihr leidt, das ewer Durchlaucht vnsertwegen so große 0005sorg gehabt, es hatt aber der Fürst alle post geschriben, wie 0006auch Stratman, ich habe auch nuhr eine versaumbt, bey welcher 0007mich der Fürst entschuldiget hatt. Gottlob ist noch alles 0008gutt, die Erzherzogin auch widerumb ganz woll auf. 0009Die brief an meine brüder, weil nuhr ein fils 0010darinnen, hab ich bis auf ewer Durchlaucht weitern befehl 0011zurukh gehalten vnd vermein, wollen es schpahren, 0012bis es etwan einmahl nötig wurd sein, dan bruder Ludwig, 0013wie ich dersider von ihme selbsten vnd auch sonsten 0014vernommen, ist vnschuldich, in dem der Docter selbst 0015bedenken gehabt, ihn aus Wien vnd über die brüken 0016zue führen, bis es entlich nit anderst sein können, 0017er auch wegen seines übelaufseins nit hatt können
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0018verlangen, in die scharmüzel sich einzuelaßen, welches 0019er mihr auch verschprochen nit zue duen. So zweifle 0020ich nit, das er seinen brudren Carl auch woll daruon 0021abhalten wirt, also vermein ich, es würde sie der 0022fils nuhr bedrüeben vnd iezt nit nötig sein, 0023dan ich von allen hör, das bruder Ludwig gahr exact im 0024gehorsamb gegen den Herzoch ist, so wirt er den andren 0025woll auch darzu ahnhalten. Sie seint izt 0026zue Krembs, damit sich bruder Ludwig beßer erholen 0027möge, der Lesli ist bey ihnen. Sie warten dorten 0028auf die auxiliar völker, vnd wirt meins brudern 0029halbes regiment auch hin kommen. Wan die beyrischen 0030nuhr dort bey der bruken stehn wolten, vermeint der 0031Lesle, wolt er die turken, so bey Tuln sein, 0032aufschlagen. Der Herzoch hatt den Tekele in die flucht 0033geschlagen vnd ihr bagage bekommen. Von Wien 0034hört man niks, auser izt sagen sie, das ein gefanger 0035ausgesagt, sie seyen zur palisatta kommen, aber 0036noch niks eingenommen und vor der contrescarpe fill
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0037gebliben. Wan nuhr der sucurs nit gahr zu lang ausbleibt, 0038hab gutte hoffnung, weil sie in so vill 0039wochen noch niks auanzirt oder wehnig. Von Brandenburg 0040ist der Herzoch von Anhalt hier, von Saxen auch einer, 0041man suecht woh man kan, gott geb sein gnad, 0042wan vns nuhr Frankreich niks drein machete. 0043Der Wahtendonkh ist vort, der Fuker derweil 0044hir. Bruder Franz hatt heütt proffesion abgelegt 0045vnd vermein, der curir wirt in wenig dag 0046abgefertigt werden, so kan mein bruder alsdan 0047ewer Durchlaucht vnterdehnigst bedienen, vnd weil es nuhr auf 0048wehnig dag, wirt der Fuker mit ihm gehn. Wegen 0049Brunett wollen ihm helfen, so vill man kan, der 0050Scheller wirt ewer Durchlaucht alles ausführlich berichten. 0051Due mich in ewer Durchlaucht gnade befehlen, werde sterben 0052ewer Durchlaucht 0053vnterdehnigst gehorsamste dochter 0054EMT 0055Paßaw den 8 august 1683