Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1685.08.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden aus dero gnädigem schreiben vom 17ten 0003dißes ersehn, das ewer Durchlaucht bede gelükhlich vnd in guettem 0004wohlstandt zue Heidelberg ankommen seindt, auch von meniklich 0005mit solicher lieb, freüdt vnd trew empfangen worden. 0006Der almechtige sey ewich gelobt, der wölle verners 0007seine gnad verleyen, das ewer Durchlaucht in friden vnd allen 0008glüksehlikeiten vnd contento dieße dero neü angetrettene 0009regirung vnd landen besizen mögen. Der Morell hatt 0010große eil gehabt, seine saubere pretensiones anzue- 0011bringen, ich will aber hoffen, das der König nit so gahr 0012wider alle justiz vnd ragion sich wirt wollen den blasme 0013von der ganzen welt auf den hals laden, dah er doch 0014pretendirt so generos vnd gerecht zue sein, einen so 0015vngerechten fridenbruch anzuefangen. Gott wirt vohrsehung 0016duen vnd dasienige, welches er ewer Durchlaucht auf eine solche 0017wunderbarlige weiß verlien, ihnen durch seine almacht auch 0018erhalten. Die Erzherzogin ist glükhlich ankommen vndt
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0019sicht zimlich guet aus. Sie hatt vohrgestren das erstemahl 0020eingenommen, braucht jezt etlige dag puluer, darnach 0021am samstag wirt sie wider einemmen vnd darauf 0022etwas von stahel brauchen, sodan baden. Welches 0023alles wirt gericht werden, das sie gegen den halben 0024october von hier widerumb wirt abreisen können, 0025dan sie erkent gahr woll, das mein brueder über 0026winter nit kan von seinen landen sein, vnd 0027sie will auch von ihm so lang nit separirt 0028sein. Also wan der lantag aus wirt sein, wan er 0029sich alsdan wirt auf die reis begeben, wirt er 0030kaum 14 dag oder 3 wochen vohr ihrer abreis 0031alhier sein. Also vntersteh mich abermahl, ewer Durchlaucht 0032vnterdehnigst zue bitten, ihme zue erlauben dise reis 0033balt anzuetretten, ewer Durchlaucht können gehorsamst versichert sein, 0034das er sich hier nit lenger aufhalten wirt, wan 0035gott ihn gesunt erhalt. Indeßen hoffe woll nit, das 0036Frankhreich etwas anfangen wirt. Ich kan mihr woll 0037gedenken, das der Deütschmeister sehr wirt mortificirt
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0038sein, das er dise campagne nimmer kommen kan. 0039Weil er aber ewer Durchlaucht dorten subleuiren kann vnd auch 0040schon zimlich schpaht im iahr ist, so ist sein schuldich- 0041keit, ewer Durchlaucht zue bedienen, vnd wirt er woll zue 0042friden sein, wan ewer Durchlaucht ihm nuhr die gnädige erlaubnus 0043auf könftige campagne erteilen werden. Es wirt ihn woll 0044schmerzen, nit bey Neüheüsel gewesen zue sein, woh 0045woll etwas ist zue sehen vnd zue lernen gewesen, 0046werden aber schon hoffentlich der occasionen mehr geben. 0047Wegen des Castell werdt ewer Durchlaucht gnädigen befehl gemeß 0048ihr Mayestät fleisig anmahnen, damit er contentirt 0049werde. Wegen des Starenberg hatt mihr der Stratman 0050gesacht, das das schon richtig sey, das er das gelt balt 0051haben werde. Mein brueder Carl ist gottlob wider 0052ganz wohl auf vnd ist ihm das fieber schon 4 mahl 0053ausblieben, also haben mihr ihn nit lenger aufhalten 0054können, so wirt er morgen wider hinunder, gott 0055geb ihm glükh. Mihr haben noch kein nachricht von der armé 0056des feindts, ich förcht, sie halten nit mehr vnd foppen