Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1685.11.22
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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00011Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter0002Zue dero erfreuligsten geburzdag due ich schuldist 0003von herzen deroselben alles glükh anwüntschen vnd allen 0004segen von gott mit bitt, dero vnterdehnigste dochter in ihrer vetterligen gnaden zue verbleiben. 0005Durchleüchtigter Cuhrfürst mein allergnädigster herr vatter 0006Ich bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ich so lang 0007mein schuldichkeit nit abgelegt, der Leopolt ist schuldich 0008daran. Heünt ist der Kaiserin geburz dag, so mus 0009auch cuhrz machen. Sage vnterdehnigsten dankh vohr dero gnädige 0010schreiben vom 26ten vnd 29ten pasato, 6ten vnd 7ten dis. Ich bin ganz 0011confus, das ewer Durchlaucht wollen entschuldigen machen wegen Sankt Teresa, 0012ich hoffe, ewer Durchlaucht werden mihr nit vngnädig sein, das sie 0013mit mihr solche cerimoni machen, sondern mich als dero 0014vnterdehnigstes kint halten, die deren gnade nit wert, so ewer Durchlaucht 0015mihr erzeigen. Mueß ich aber woll vnterdehnigst vmb vergebung 0016bitten vnd mich anklagen, das ich vhrsach, das der Josephl 0017nit ehender sein schuldichkeit abgelegt, weil ich die 0018brif von ewer Durchlaucht vergeßen, haben alleweil vnder den andren 0019brifen gelegen, bis sie einmahl vngefähr gefunden. Die 0020proposizion, so der Morell gedahn, ist auch schon an 0021Papst kommen, schike ewer Durchlaucht vnterdehnigst den brif, so 0022mit ein curir von Rohm kommen. Ihr Mayestät werden
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0023die sach deliberiren laßen vnd ewer Durchlaucht schiken, was sie 0024vermeinen, das zueduen sey. Mein bruder vndt die 0025Erzherzogin werden vereisen, so balt die 9te woch wirt 0026vohrbey sein. Bruder Carl kombt ehistens fohrbaht sobalt angeh wirt noch hirbleiben, 0027weil heünt noch ein balet danst bey der Kaiserin, gott 0028geb ein gutten ausgang. Auf ein hoffmeistrin will woll 0029gedenken, aber schwehrlich eine finden wie sie sein solte. Wegen 0030der gelder, so ihr Mayestät der Cuhrfürstin sch schuldig, weren ewer Durchlaucht 0031schon vom Hoffkanzler vernemmen. Solte die portugesische 0032sach nit noch disen früeling vohrsich gehn, so wirt mein 0033brueder nit wehniger können als die campagne 0034mit zu duen ohne große disreputation, ihn dem 0035der Cuhrfürst in Beyern, so einzig wider mit geht, auch 0036der Cuhrfürst von Saxen sich offerirt, vnd sagen auch, das 0037Cuhrbandenburg seinen 2ten Prinzen will schiken. So wurd 0038es übel vohr der welt ausehen, wan er, der doch ein regi- 0039ment darbey hat, solte zueruckh bleiben. Bitt vnterdehnigst, mihr 0040gnädigst zue vergeben, das dis so küen schreibe, geschicht aus 0041vnterdehnigster deuotion, dan ich höre, wie die leüt reden.
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0042Der Deütschmeister wirt eben so wenig künnen zurukh 0043beleiben, insonderheit weil ihr Mayestät ihn auch dißes iahr 0044zum Veltmarschalkhleütnant promouirt. Ich bitt auch 0045vnterdehnigst vmb vergebung, das disen brief erst heüt 0046vortschike, hab vergangen sontag, wie er halb geschrieben wahr, 0047daruon müeßen gehen. Mein brueder Carl wirt ehistens 0048kommen. Heünt ist ein comedi bey der Kaiserin, die 0049hett er noch gern gesehen, sonst wehr er schon wekh. Due 0050mich hirmit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd sterbe 0051ewer Durchlaucht 0052vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0053EMT 0054Wien den 22ten novembris 1685