Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Favorita am 1696.07.17
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/7
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Das ich bis dahto vnterlaßen, dero liebe schreiben vom 9ten, 13ten, 000316ten maij, 12ten vndt 16ten passato zu beantworten, ist erstlich 0004ihr Mayestät, meins Keiser, gehabter cattar, darauf mein 0005gehabter flugßabstendt rote augen mit folgenden halsweh 0006vndt cattarr, sodan die bedrüebte zeitung aus Schpanien, 0007fronleichnams processionen vndt entlich die exequien 0008vohr obgedachte Keisrin sehligen andenkens die vhrsach, 0009aus welchen auch der courir so lang ist aufgehalten 0010worden. Due mich erstlich bedanken vohr die condolenz,
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0011der almechtig wolle alle dergleichen bedrübte fall könftig 0012genädig verhütten. Bin auch dero Liebden höchst obligirt vohr die 0013vohrsorch, so sie gehabt, den menschen hinein zue schiken, ob 0014gleich leider alles, was mihr geschikt haben, zue schpaht 0015ist kommen. Gott hatts also gefallen, das ist genug, damit 0016mihr vns in sein willen ergeben, obs gleich schwehr ankombt. 0017Jezt auf dero Liebden zue beantworten, werden dero Liebden aus des Grav Kinski 0018schreiben ersehen, das ihr Mayestät, mein gnädiger Keiser, der meinung0019in dem fridenswerkh, woh nit gahr zu abrumpiren, 0020dannoch die sach zue suspendiren, deren vhrsachen 0021dero Liebden ausfürlich aus des Grau Kinski schreiben vernemen 0022vnd zweifels ohne selbsten approbiren werden, dan 0023einmahl clar erscheindt aus den impertinententen 0024propositiones des Harcourt, das sie nichts 0025anderst im sinn haben, als vnter den allijrten 0026suspitiones vnd diffidenzen zue machen. Wie dan clar 0027erscheindt aus der schikung des Conuonge auf Insprukh, 0028der niks angebracht, vnd sie gehen darnach hin vnd 0029drukens gahr in ihrer zeitungen, als wan er weis 0030was negotirt hette. Das seindt rechte französische
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0031stükel, vndt noch über alles über die insolente remissio 0032vnwarheit, so sich der Harcourt vnterstanden dem Wißer 0033selbst zue sagen, das ich solt ein anwurf beim 0034König haben duen laßen wegen des heirats meines 0035sohns mit der Madmoisell. Ich kan meinem gott 0036nicht genuegsamb danken, das er mihr so einen 0037genedigsten, liebsten, höchstverstendigen Kaiser geben, der 0038mich ohne alle mein verdiensten mehr begnad, als ich 0039werdt bin, vndt beßer opinion von mihr hatt, 0040sonst hett durch dis malitioses stükel ich in das 0041gröste vnglükh können gestürzt werden, bey mein 0042Keiser alle lieb, gnad vnd confidenz auf ein 0043mahl zue verliren, wan er wie andre leicht glaubige 0044dise sach von mihr glaubt hette, welches aber 0045durch die gnad gottes vndt ihr Mayestät gütte gegen mihr 0046kein plaz gefunden, ich aber dises gleichwollen keins 0047wegs auf mihr will ligen laßen, sondren bitte, 0048dero Liebden wollen dem d' Arcourt laßen zueschreiben, das 0049er sage, durch wem ich dan dis negotium
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0050beim König anbrengen laßen oder heruon comission geben. 0051Ich beken dero Liebden, das mihr dise sach groß nachdenken macht, 0052dan man hieraus sicht ihr efronterie, so lohr aus 0053gedrähte vnwarheiten zu erdenken, nit allein diffidenz 0054vnter der allijrten, sondern gahr vnter vnserer eh vnd 0055vnsern beden haüsern zu stifften, zu welchem 0056dis das rechte mittel geweßen wehre, wan nitt 0057ihr Mayestät, meins Keisers, gutte so groß, das sie es 0058nit glauben. Es wirt auf alle weis gahr gutt 0059sein, die sach zuerukh zue ziehen, wollen were 0060es ihnen dan ernst, so werden sie schon selbst 0061beßer kauf geben vndt widerumb suechen 0062anzubinden. Dero Liebden werden die andern vhrsachen vom 0063Kinski vernemmen. Bruder Carl betrefendt, so 0064mein ich, diser dagen werden die sachen 0065mit dem Hohenloh völlich aiustirt 0066werden. Wegen der Arenberg hatts woll 0067kein gefahr, vndt verwundert mich, das
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0068das dero Liebden deswegen in sorgen gewest, in dem sie wißen, wie 0069ihr Mayestät, mein Keiser, vnd ich so geloßi sein auf den decoro vnsers 0070haus. Das dänische weßen betreffendt, so seindt die conterfet 0071ankommen, hab aber noch nit gelegenheit gehabt, sie 0072meinen sohn zu zeigen, in dem es hier heist, aller 0073augen warten auf dich, in sonderheit izt in dem sauoischen 0074gefahrligen standt, das man woll die schuld möcht 0075zuemeßen, das man disen heirat nit ist eingangen. 0076Es wollen dah leüt behaubten, die Prinzeß aus Denemark 0077sey nit recht gesundt, also vndt mus bekenen, aus 0078des Pater Wißers ersten relation hat schier gescheint, das 0079man dran zweiflen könte. Der Frankh hatt zwar 0080das widerschpill versichert, es steht aber dahin, 0081ob dißem menschen allein in so einem wichtigen 0082sach zu glauben. Er ist entlich iezt dort ein 0083verpflichter diener, vndt wurd ihm übel anstehn, 0084wan er was sagen solten, was den dortigen zue einigem 0085desauantage gereichen könte. Also bitt, dero Liebden wollen 0086die maler scharf examiniren, ob sie nichts daruon
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0087gehört, auch ob die Prinzeß in der varb denen conterfeten 0088gleich oder bleicher oder, welches ich nit glauben kan, 0089sich mit der farb helfe. Mit nechsten wer dero Liebden 0090merers über dise materi berichten. Dero Liebden völker betrefend, 0091so ist das Deütschmeistren regiment woll ankommen 0092vndt hat alle satisfaction geben, wegen der übrigen 0093werden ihr Mayestät duen, was immer mensch möglich sein 0094wirt. Es steht halt eben iezt in Vngern auch 0095also, das überall gelt vonöten, was aber wirt möglich 0096sein, wirt geschen, das kan dero Liebden versichert sein. Hirbey überschik 0097dero Liebden des Hamilton brif. Ich hab im vohrgehalten, was 0098er wegen der jesuiter geschriben, zwar die brif nit 0099vohrgezeigt. Er hatt als bekendt, das ers aber geschriben, 0100wie man ihms hier gesacht, vndt er vermeint 0101schuldich zu sein, dero Liebden zu berichten als was er hört, welchs 0102ich ihm zwar widerschprochen, das woll, was er weis, 0103das wahr ist, aber nit alles geschwaz schlimmer leüt. 0104Er hat aber verschprochen, sich ins könftig in acht 0105zu nemmen. Was aber die danische sach angeht,
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0106bleibt er bestendig, das er nichts gedahn, geret oder 0107geschriben, außer was ihm sey befohlen worden, erbiet sich, 0108alle straff auszuestehen, wan was anderst kan gezeigt 0109werden. Hirbey kommen die brif wider zurukh. Wegen 0110des Alteim hab ich mich sehr verwundert, das dero Liebden 0111die probstey vohr ihn begehren, in dem doch welt- 0112kündig, das ihr Mayestät schon längst schon mehr als iahr vnd dag solches dem 0113Rummel verschprochen. Ich hab glaubt, der Wiser werd 0114dero Liebden drin informirn, darumb weiter nit geantwort. Wegen 0115des Lichtenstein will ichs ihr Mayestät woll proponiren, wirt 0116aber hart her gehen, in dem ohne dem zu vill 0117geheime raht dorten sein vndt diser einer von 0118denen iüngern, welcher noch mehr ander preten- 0119denten wurd veruhrsachen. Wegen des Schallenberg, 0120so werden ihr Mayestät auf alles bedacht sein, wie kön 0121mit manier geholfen werden, werd darüber mit 0122nechstem weiters schreiben. Jezt komb nachmahls dero Liebden zu 0123erinnern in mein schreiben, so an dero Liebden ablaufen laßen vom 28ten 0124apprill. Hab dero Liebden ausfürlich geschriben wegen der proposition,
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0125so vnser fraw schwester aus Portugall gedahn wegen 0126eines heirats mit einem grande dorten vndt einer 0127prinzeßin von Heßen oder Landgraf Wilhelms (welches 0128sie lieber) oder entlich Langraf Carl döchter eine. 0129Ich hab dero Liebden betten mich zue informiren, wie nahent 0130sie vns verwand und ob sie dise heirat wolten 0131eingehn, sich vnter der handt zue erkundigen, vndt 0132was, wie wehnig es auch sein wirt, eine von selben 0133prinzeßin mitbrengen werde, aber auf keins kein 0134antwort bekommen. Der Botschafter überlauft 0135mich daglich, mein schwester auch, schreibt alle 0136post vndt ich kan nichts antworten, als das ich 0137mich informirt, aber kein antwort bekommen, 0138bitt derwegen dero Liebden vmb schleünigste antwort. 0139Leztlich bedankh mich vmb die überschikte music 0140des festels, welche gahr schön. Bitt vmb gotts 0141willen mich zue eintschuldigen bey meiner libsten 0142fraw schwegerin, das dismahl nit schreib, ist dismal0143vnmöglichkeit, hab mich mit disen schreiben zue lang 0144auf gehalten. Mihr gehen iezt gleich über nacht
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0145aus auf ein iagen vndt traw mihr disen curir 0146nit aufzuehalten bis wir widerkomen, mit nechster 0147samstags post werds vnfehlbar ersezen. 0148Due mich dero Liebden schönst befehlen vndt werde sterben 0149dero Liebden 0150getrewste schwester 0151Eleonora 0152Fauorita den 17ten julij 1696 0153Postscriptum Wegen des Steinchens ist mihr woll herzlich 0154leidt, wan er was verschuldt hatt, wegen seins 0155armen alten vatters, der ihr Durchlaucht, vnsern gnädigsten herrn 0156vatern sehligen, so lang trew vndt redlich gedient, 0157das wirt ihm woll das herz abdruken, den armen 0158alten. Ich hab sonst disen menschen alzeit vohr trew 0159hören beschreiben, also bitt, dero Liebden wollen die sachen woll exa- 0160miniren, dan offt ein sach übler scheindt, als 0161in sich selber ist. Dero Liebden vergeben mihr dis, ich bin niks 0162informirt in der sach, schreib dis nuhr, wie es mihr beyfalt.