Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.07.15
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
216 ros-id-1
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich verhoffe, ewer Durchlaucht werden sich in bestem 0003wohlstand befinden, welches mich über als 0004erfreien wirt zue vernemmen. Bericht ewer Durchlaucht 0005vnterdehnigst, das ihr Mayestät wegen meiner schwester heyrat 0006vnd wegen Parma durch den den Hoffkanzler 0007ewer Durchlaucht ausführlich alle rationes schreiben laßen, 0008wie auch, das eben die begerung meiner schwestern nam 0009aus Schpanien allein auf dis angesehen, dan die 0010schpanier sich starkh interponiren vnd es hoch 0011verlangen, doch steht als zue ewer Durchlaucht gnädigem belieben, 0012ab sie auch eine von den iüngern oder keine ihm geben wollen.
216 vos-id-2
0013Due die rationes nit wider holen, weil sie 0014der Hoffcanzler schon wirt überschriben haben. Heündt 0015ist auch ein curir vom Schereni hier durch, welcher 0016ein brief an Hoffcanzler mit gebracht, warin 0017er schreibt, das die türken Ilok vnd Peterwardein, 0018welches die vnserigen weknemmen wollen, selbst 0019verlaßen haben, seindt ihnen die vngren nach vnd 0020haben noch braue beüt gemacht. Der Margrau 0021Louis ist auf Gradisca mit einem destasche- 0022ment, dort über die Saw zue gehen, gott geb, 0023das balt ein guette zeitung hören. Er hatt 0024aber einen zimligen weiten marsch hin. Heündt 0025seint ihr Mayestät auf ein iagen, nuhr bestette, 0026haben vohr vnd nachmitag eins gehabt, in 0027beden gegen 20 hirsch bekommen, wie sie mihr geschriben, 0028vnter welchen ein 20ger vnd ein 22ger. Die hiz 0029ist aber gahr groß. Der Deütschmeister wirt schon 0030bey ewer Durchlaucht sein, aber der Papst hatt die 0031bulla vohr ihn abgeschlagen, der gutte alte, wan 0032er ein sach einmahl in kopf bekombt,
217 ros-id-3
0033duet er ims nit nemmen laßen. Der Deutschmeister wirt also 0034wehnig bey den stifetern richten können, steht also 0035dahin, weil er so woll auf, ob ewer Durchlaucht ihm nit 0036noch ein deil der campagne erlauben wollen 0037mit zue duen, es wurd woll vohr ihn glorios 0038sein. Mit dem Herzoch wirts däglich beßer, gott 0039geb weiter sein segen. Due mich hirmit in ewer 0040Durchlaucht gnade befehlen vnd werde sterben 0041ewer Durchlaucht 0042vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0043EMT 0044Wien den 15ten julij 1688