Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, o.O. am 1679-06-?
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
125 ros-id-215
0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Mitt was großen freüden ich aus ewer Durchlaucht 0003gnädigstem schreiben von dem Graf Fuker ihr Durchlaucht, 0004meiner geliebsten frawen muetter, glükliche 0005entbindung vernommen, wehre mihr nit 0006möglich zue beschreiben. Der almechtige 0007gebe weiters seine gnade, dan ich mues wohl 0008bekennen, das ich disfals in höchsten 0009sorgen gestanten. Dem allerhöchsten sey 0010gedankt, das so wohl abgangen ist. Ich 0011weis auch nit, wie ich mich gegen ewer 0012Durchlaucht genuechsame danksagung ablegen kan, 0013das sie mihr so gnädig gewesen vndt mich zue 0014einer gevatterin erkiesen wohlen, welches mihr 0015wohl ein absonderlige freüdt ist vndt 0016ewer Durchlaucht disfals vnterdehnigst danke. Was ewer 0017Durchlaucht mihr gnädigst durch den Grauf Fuker müntlich 0018befehlen laßen, deme will ich allem mit 0019höchstem fleis nachkommen, allein ist iezt, das
125 vos-id-216
0020der guette Hoher so übel auf ist gewesen, das 0021er bis dahto noch nit hatt können herein 0022kommen. Habe aber den Schellerer die dag schon 0023einmahl hin geschikt, hatt aber noch nit können 0024zue ihm kommen, weil er wegen der krankheit 0025vndt gescheft nit gekönt hatt. Heütt nach- 0026mitag wirt er aber mit ihm reden vndt 0027wirt mihr alsdan antwort sagen vndt hoffe 0028ich, der Fuker werde balt können abgefertigt 0029werden. Wegen des votums des Cordinals wirt 0030der Fürst ewer Durchlaucht alles beyschließen, was der Cardinal 0031geschrieben vndt was ich geantwort. Er ist so beschef- 0032ticht, das ich ihme zur satisfaction die sachen laß 0033einschließen, dan er sich gahr eifrig zeiget. Mit dem 0034Fuker werde ewer Durchlaucht alles weitläufich selber müntlich0035berichten laßen. Hoffe, er werde balt expedirt 0036werden. Es werden ihr Mayestät auch auf das baldist 0037auf München schiken, sie wolten noch gern vohr 0038mit dem Hoher reden. Ich due mich hier mit 0039in ewer Durchlaucht beharlige gnade befehlen vndt werde 0040sterben 0041ewer Durchlaucht 0042ganzergebenst trewgehorsamste 0043dochter 0044EMT
126 ros-id-217
0045Postscriptum So eben bekommen ewer Durchlaucht gnädiges schreiben 0046vom 2 dieses. Erfrewet mich wohl von herzen, 0047das sich alle so wohl auf befinden, 0048so wohl auch ewer Durchlaucht als ihr Durchlaucht fraw muetter 0049vndt mein keleine schwester, gott erhalt sie 0050verners. Nach München werden ihr Mayestät baldist 0051schiken vndt was des Fuker sein vbrige negotie 0052anbelangen, das würt, wie schon gemelt, so balt 0053der Hoher kann aus gehn, resoluirt werden. 0054Wegen des von Fürstenberg seines anbringen eben 0055so, doch warten nuhr auf des Hohers beßerung. 0056Ewer Durchlaucht seint gahr zue sorchfaltig vndt 0057gnädig, das sie die Marta vndt Doctor so 0058balt wider schiken wollen. Es hätte noch gahr 0059wohl weil gehabt, vndt wahre genuech, 0060wan sie den 25 dießes hier wehren, den 0061mihr erst den 27 auf Zell werden, damit 0062sie die reis können mit duen, vndt ihr 0063Durchlaucht mein geliebste fraw muetter möchten dieser beiden 0064noch vonnöten haben, bis die 3 wochen vohrbey. 0065Sorge aber, diese meine bitt komme zue 0066schpaht, sie werden schon wekh sein. Ich weis auch
126 vos-id-218
0067nit, wie ich gnuechsamb ewer Durchlaucht vnterdehnig danken 0068soll wegen des balbirer, ewer Durchlaucht seint gahr 0069zue gnädig, das sie sich seiner berauben. Ich 0070hab nuhr vermeint, wan ewer Durchlaucht filleicht 0071ein andren wusten, dah sie mit bedient wehren, 0072das dieser sein stell widerumb kunte 0073ersezt wehrden, aber nit sie zue be- 0074rauben. Wie wohl ich gestehn mueß, das hier 0075nit einer zuefinden, dem ihr Mayestät sich 0076recht anuertrawen könten, dan seine beyde 0077einer gahr nit mehr kan vndt alle 0078beide blindt se werden vndt die in der 0079statt niks nuz vndt die besten franzosen 0080seint. Sie haben iah alle nit so vill könt, 0081meiner freülen hoffmeisterin ihren arm recht 0082einzuerichten, das sie ihn ier lebdag nimer 0083recht wirt brauchen können. Were aber 0084ihr Mayestät willen ganz nit, ewer Durchlaucht zue berauben, 0085wan sie nitt mitt einem andern widerumb 0086versehn werden. Mueß in aller eil enden, dan mihr 0087gehen sogleich wek, wider auf Laxenburg, befehl 0088mich nachmahlen vnterdehnig.