Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1680.07.20

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich bin baldt nacheinander mit 2 dero gnädigen schreiben, 0003das eine vom 4 durch den Weißenwolf, das andere vom 120004dies durch die post, erfrewet worden. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0005dankh vohr die treflige wein, bir vndt käs, sie seint wohl 0006überaus guett, nuhr gahr zue guett vohr mich, denn bleiheit, 0007welcher wohl gahr perfekt, derf nit trawen, dan er kraft 0008hatt. Werd bisweilen einwehnig daruon drinken, möcht sonst 0009ein rausch bekommen wie der Stadian . Ewer Durchlaucht überhaufen 0010mich halt allezeit mehr mit dero gnade, das niemahlen verdienen 0011kan. Durch dero guette aber machen sie mich mehrer erkünen, 0012vndt werde ich beyzeiten widerumb gehorsamst recuriren, wann das 0013bier wirt zumb endt gehn. Wan ewer Durchlaucht alsdan mit selbiger 0014occasion wolten ein feßel mit h weißen hunfer schiken, wehre 0015vohr ihr Mayestät zue probiren, möchte ihnen villeicht beßer als 0016der östereicher bekommen, aber nuhr, wan so die gelegenheit 0017mit dem bier geht, aber nuhr ein wehnig zue einer 0018prob. Wan es er dan ihr Mayestät schmeken wirt vndt ihne 0019dauglich sein wirt, so will mich schon erküenen vmb 0020mehrer zue schreiben. Bitte nachmahlen, ewer Durchlaucht wollen mihr 0021meine große küenheit gnädig vergeben, verlaße mich auf 0022dero güette. Es erfrewet mich von herzen, das ewer Durchlaucht die 0023walfart so gelükhlich vollendet haben. Sage ewer Durchlaucht noch- 0024mahlen vnterdehnigsten dank, das sie meiner dorten so gnädig in 0025dero gebett eingedenkh geweßen, gott wolle ewer Durchlaucht beyde 0026verners in allem wohlstandt erhalten vndt ihnen verleien, 0027was sie selber verlangen. Was ewer Durchlaucht gnädig melden wegen des


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0028gouerno der Niderlanden, so haben ihr Mayestät auch eben diese nachricht 0029vom Markes de Grana bekommen. Es ist freilich alles wahr, was ewer 0030Durchlaucht gnädig melden, das sie nie durch die schpanier wohl gouuernirt 0031seindt worden. Es erkennens ihr Mayestät, mein gnädigster Kaiser, auch wohl, 0032darumb haben sie dieses verlangt, das sie es aber drinnen 0033nit glauben wollen, so mögen sie es erfahren. Vnsere liebe 0034Königin hatt gewis sich vill in dieser sachen bemühet, aber 0035hatt nit gehn wohlen, es ist ihr leidt. Ich bin ihr wohl vner- 0036hört obligirt vohr die lieb, die sie gegen mich vndt ewer Durchlaucht 0037bezeiget, sie kan halt aber auch nit alles wie sie will, sonst 0038wurden vill sachen anderst gehn. Ich zweifle nit, das es gott 0039auf diese weis meinen herrn bruder zumb besten geschikt, dan er 0040darbey niks als disgustos, vndt wan widerumb ein kriech 0041anfangen solt, wie es leider wohl das ansehn hatt, so 0042wurden desto ehnder die druntige landen drauf gangen 0043sein. Gott weis alles zue machen, das es recht ist. Woh 0044her aber das geschrei kommen, weis ich nit, dan es aus 0045Schpanien kein minister geschrieben, das ist gewis. Aus 0046Nider vndt wälisch landt haben es etlige priuat geschrieben, 0047darauf wohl nit zue gehn wahr, vndt hab ich es wohl 0048niehmahlen geglaubt. Woher es aber der Rugimont gehabt, 0049förcht ich, sey nit autentisch genuech gewesen, wie es der 0050efect gezeiget hatt. Was des Bischoffen von Strasburg 0051amotion anbelangt, so wurden ihr Mayestät gern darzue 0052cooperiren, aber wie es beim Papsten zue richten, wirt 0053hart her gehn, vndt wie ewer Durchlaucht höchst erleücht gnädig melden, 0054das man sich wohl vohrsehen mues, damit ihr Mayestät 0055sich nit impegniren, wan nitt sicher seint, die sach zue 0056erheben, sonst wehre es wohl ein guettes werkh. Was 0057ewer Durchlaucht mihr bey vohriger post gnädig anbefohlen wegen des Bischof


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0058von Auschpurch, so ist gestern der Königsekh ankommen, ihr Mayestät haben0059ihne gleich die sach anbefohlen. Nachmitag ist er bey mihr 0060geweßen vndt hat verschprochen, die expedition ehestens zue befördern 0061vndt alsobalden durch eigene staffette wirt es ablaufen. 0062Es wirt auch dem Raßeler befohlen werden dorthin zue 0063gehn vndt die sach in nahmen ihr Mayestät zu negotiren. 0064Er, Königsekh, will auch seinem bruedern schreiben, das er 0065welcher dorten dumher ist, das er sich dorten einfinden soll 0066vndt dem Roßeler, vndt, wann ewer Durchlaucht iemandt hinschiken 0067wurden, selbigen an die hant zue gehn. Er versichert mich, 0068er werde gewis sein mögligst vohr mein bruder anwenden. 0069Was den mahler anbelangt ist hier keiner, vndt von 0070Auschpurch vndt Regenschpurch wirt iest keiner zuebekommen 0071sein wegen der contagion. Wan also ewer Durchlaucht die conter- 0072fait so balt verlangen, wirt es wohl das sicheriste 0073sein, wan ewer Durchlaucht ein mahler hier her schiken. Es wehre 0074wohl vohr mich die gröste freüdt, wan auf Regenschp- 0075urch kommen vndt dorten die gnade hette, ewer Durchlaucht zu bedienen, 0076förchte aber wohl, das diese hirsch feist vndt brunft 0077noch niks daraus werden wirt. Darumb wollen ewer Durchlaucht 0078nuhr die hirsch nit schpahren, gott wolle vns nuhr 0079hier behüetten vohr der krankheit. Ich halte daruohr, von 0080diesem werde gahr vill deppendiren. Mihr seindt 0081gottlob alle wohl ankumen, vndt weilen weder auf 0082der reis weder iezt seider anfangs zue Pardowiz 0083niemandt krank wohrden an dergeleichen, so hoffe, es werde 0084also continuiren. Ihr Mayestät, mein gnädigster Kaiser, haben so wohl 0085wegen Heiderscheim als Preßlaw gnädigst gezeicht, das sie 0086gern darzue cooperiren werden, als werde ich mich


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0087iezunder eiferigst darumb befleisen, hab auch schon mit 0088dem Nostiz vndt Hoher und Königsekh darauf reden laßen. 0089Der Schellerer wirt ewer Durchlaucht von allem weitlaufiger 0090berichten. Ich werde gewis mein bestes darbey duen 0091als die ienige, so sterben wirt 0092ewer Durchlaucht 0093ganzergebenste trewgehorsamst 0094dochter 0095EMT 0096Linz den 20 julij 1680